DIE AHL-E BEYT DES PROPHETEN

Mohammad Ali Schomali 

Offensichtlich gibt es keine unterschiedliche Meinung zwischen den Muslimen über die Rechtmäßigkeit    der Befolgung der Lehren der Ahl-e Beyt des Propheten  für das Verständnis des Islam, insbesondere auch bezogen auf die Sunniten, die alle Freunde des Propheten als verlässliche Quelle für das Islamverständniss betrachten. Zweifellos repräsentieren die Ahl-e Beyt des Propheten zuverlässig und vertrauenswürdig den Islam. Dies wird klarer, wenn wir uns an die Ahadith des geehrten Propheten über die Ahl-e Beyt (a.s.) wenden; sowie die Aussagen der sunnitischen Gelehrten über das hohe Wissen von Imam Ali (a.s.) und der anderen Mitglieder seiner Familie beachten. Zum Beispiel sagte Emam Malik:" Bisher hat niemand einen weiseren, klügeren, gottesfürchtigeren und gläubigeren Menschen als Ja'far Ibn-Mohammad (der sechste Imam, Imam Sadeq) (a.s.), gesehen, gehört oder kennengelernt Dies berichtet Ibn- Taymiyah in seinem Buch 'Al-Tawassol wa Al-Wasilah' S. 52, von Emam Malik.

Scheykh Al-Mofid (gest. 413 n.d.Mondkalender) schätzte in seinem Buch 'Al-Erschad' die Anzahl der Muslime anderer islamischer Denkschulen, die Überlieferungen von Imam Sadeq (a.s.) angeführt haben, und auf die man vertrauen kann, auf 4000 Personen. Deswegen gibt es keinen Zweifel darüber, daß sich die Gläubigen an die Ahl-e Beyt (a.s.) wenden können. Sunnitische Gelehrte wie Scheykh Al-Schaltut, ein bekannter Gelehrter seiner Zeit, haben offen darauf hingewiesen, daß die Muslime bei Rechtsfragen, jeder der fünf islamischen Denkschulen folgen können. Diese sind: Ja'fari, fianafi, Hanbali, Maleki und Schafe'.

Wenn wir annehmen würden, daß Imam Jä'far Sadeq (a.s.) oder die anderen Imame aus dem Hause des Propheten nicht mehr als andere über die Tradition des Propheten wissen oder Auskunft darüber haben, so müssen wir dennoch sagen, daß ihre Informationen nicht weniger als die anderer sind.

Abu Hanife, der Führer der Hanafiischen Denkschule, war zwei Jahre Schüler von Imam Sadeq (a.s.), und auch viele andere sunnitische Gelehrte sind mittelbar oder unmittelbar Schüler  der Ahl-e Beyt gewesen. Deswegen erwartet man von den Wissenden und Wahrheitsuchenden, daß sie sich neben den anderen gültigen
Quellen bezüglich aller islamischer Fragen, an die Lehren, Handlungen und Reden der Ahl-e Beyt (a.s.) des geehrten Propheten wenden. Nun werden wir untersuchen, ob es nötig ist, sich zur Klärung von Fragen bezüglich des Islam, an die Ahl-e Beyt zu wenden oder nicht.

Um eine passende Antwort auf diese Frage zu finden, erwähnen wir hier nun einige Ahadith vom Propheten Mohammad (s.a.a.s.), die durch die berühmten sunnitischen Gelehrten überliefert, und sowohl von den sunnitischen als auch den schiitischen Denkrichtungen akzeptiert wurden.

Es ist hier noch notwendig zu erwähnen, daß alle Lehren der Ahl-e Beyt (a.s.) auf dem Heiligen Koran und der Tradition des geehrten Propheten basieren. Niemals haben sie etwas von sich ausoder nach ihren Privaten Interessen und Wünsche gesagt.Wir finden viele Ahadith von den Ahl-e Beyt (a.s.) in den wichtigen schiitischen Ahadtih-Sammlungen, wie Usul Al-Kafi, die daraufhinweisen, daß die Imame alles, was sie gesagt haben, von ihren Vätern bzw.Vorvätern und dem Propheten erhalten haben. Eines der berühmtesten und wichtigsten Ahadith über die Notwendigkeit des Sich-wendens an die Ahl-e Beyt, welches sowohl bei den Schiiten als auch bei den Sunniten erwähnt wurde, ist das Hadith 'Saqaleyn'. Dieses Hadith hat der Prophet in verschiedenen Situationen, wie z.B. am Tag 'Arafe während seiner letzten Pilgerreise, und auch am 18. Tag des Monats Zi-Al-fiajjeh, während der Pilgerreise, an einem Ort namens 'Qadir Al-Khom' gesagt. In einigen dieser Überlieferungen finden wir mehrere Unterschiede in den Worten, aber der Inhalt ist gleich. In einer Ausführung hat der Prophet z.B. gesagt:

"O Leute, ich hinterlasse Euch zwei Kostbarkeiten: Den Heiligen Koran und meine Ahl-e Beyt. Solange Ihr an diesen beiden Kostbarkeiten festhaltet,     und bei ihnen Zuflucht sucht, werdet Ihr nicht in die Irre gehen."


In einer anderen Überlieferung sagt er:

"Ich hinterlasse Euch zwei Kostbarkeiten, wenn Ihr an diesen festhaltet und bei ihnen Zuflucht sucht, werdet Ihr nicht in die Irre gehen: Das Buch Gottes, das wie ein Tau zwischen Himmel und Erde hängt; und meine Ahl-e Beyt. Diese beiden werden sich niemals voneinander trennen, bis daß sie am Tag der Auferstehung, zu mir, neben die Quelle 'Kowsar' kommen. Achtetdarauf, wie Ihr sie nach meinem Tod behandelt.

Dies zeigt, das der geehrte Prophet um die Art und Weise des Umgangs der Muslime mit dem Koran und den Ahl-e Beyt besorgt war. In einer anderen Überlieferung sagte er:

"Ich hinterlasse Euch zwei Nachfolger: der Erste ist das Buch Gottes, das wie ein Tau zwischen Himmel und Erde hängt, und der Zweite ist meine Ahl-e Beyt (a.s.). Sie werden sich nie voneinander trennen, bis das sie am Tag der Auferstehung zu mir neben die Quelle 'Kowsar' kommen."

Diese zuvor erwähnten Ahadith kann man in den wichtigsten sunnitischen Quellen finden, wie:

'Al-Sahih'von Moslem (Vol. 8, S. 25, Nr. 2408), 'Al-Mosnad' v on Afimad (Vol. 3, S. 388, Nr. 17020), 'Al-Sonan' von Darmi (Vol. 2, S. 432), 'Sonan' von Termezi (Vol.5, S. 6432, Nr. 3788), 'AsadAl-Ghabah' von Ibn-Asir (Vol. 2, S. 13), 'Al-Sonan Al-Kobra' von Beyhaqi (Vol. 2, S. 198) und 'Kanz Al-'Ommal' (Vol. 1, S. 44).

Jetzt wollen wir den Inhalt dieses Hadith sorgfältig untersuchen. Der Prophet hat den Muslimen zwei kostbare Dinge, d.h. den Koran und die Ahl-e Beyt, hinterlassen. Und solange die Muslime an diesen beiden festhalten und bei ihnen Zuflucht suchen, werden sie nicht in die Irre gehen.


Darunter ist zu verstehen, daß der Koran und die Ahl-e Beyt miteinander übereinstimmen müssen und sich nicht widersprechen dürfen. Ansonsten würde der Prophet nicht die Anweisung gegeben haben, beiden zu folgen. Die Muslime würden verwirrt werden, und wüßten nicht wie sie handeln, und an wen sie sich wenden sollen. Obwohl man unausgesprochen von Beginn des Hadith an die Unzertrennlichkeit dieser beiden Kostbarkeiten versteht, sagt der Prophet es noch am Ende des Hadith deutlich: "Sie werden sich nie voneinander trennen, bis das sie am Tag der Auferstehung zu mir neben die Quelle 'Kowsar' kommen."

Somit sagt das obengenannte Hadith in allen Versionen folgendes:

- Von der Zeit des Propheten bis ans Ende der Welt , werden das Buch Gottes und die Ahl-e Beyt des Propheten zusammen sein, und sich nie voneinander trennen.

- Niemand kann behaupten,  daß das Buch Gottes alleine ausreichend ist, und die Muslime nicht die Ahl-e Beyt (a.s.)brauchen, oder umgekehrt. Denn der geehrte Prophet hat deutlich gesagt, das er zwei Kostbarkeiten für die Muslime hinterlässt, und sie an diesen beiden festhalten und bei ihnen Zuflucht suchen sollen, um nicht in die Irre zu gehen.

-  Die Ahl-e Beyt des Propheten gehen nie in die Irre und sie sind immer mit der Wahrheit.

-  Die  Ahl-e Beyt des Propheten sollen, wie auch der Koran, bis zum Tag der Auferstehung auf der Erde sein, und auch nicht fiir einen Moment verschwinden und dies ist nur möglich, wenn mindestens ein Mitglied der Ahl-e Beyt auf der Erde anwesend ist.

Die andere wichtige Hadith ist die Hadith 'Safineh' (Arche Noah). Alle Muslime (sowohl die Sunniten als auch die Schiiten) zitierten, daß der Prophet sagte:

"Seid Euch darüber sicher, daß meine Ahl-e Beyt unter Euch ist wie die Arche Noah. Ein jeder, der bei ihr Zuflucht sucht, findet Rettung. Wer sich aber von ihr fernhält, wird untergehen."


Dieses Hadith kann man in verschiedenen sunnitischen Schriften finden, wie zum Beispiel: 'Al-Mostadrak von Hakem Neyschaburi (Vol. 3, S. 149 u. 151), 'Arba'in Hadis' (vierzig Hadith) von Nabahani und 'Al-Sawaeq Al-Mofiraqah' von Ibn-Hajar.

Also, entsprechend den Ahadith 'Saqaleyn' und 'Safineh' ist es notwendig, daß sich die Muslime an die Ahl-e Beyt des Propheten wenden.

Anmerkung:

Wie schon zuvor erwähnt wurde, haben sowohl die Sunniten als auch die Schiiten das Hadith Saqaleyn zitiert. Es gibt auch eine andere Überlieferung von diesem Hadith, die aber nur in einigen sunnitischen Quellen vorkommt. In diesem Hadith hat der geehrte Prophet des Islam anstelle der Ahl-e Beyt die Tradition neben dem Buch Gottes erwähnt. Auch wenn wir dieses Hadith als gültig anerkennen, gibt es keine Probleme. Entsprechend der bekannten Überlieferung, die sowohl von den Sunniten als auch den Schiiten zitiert wurde, hat der Prophet es für notwendig gehalten, daß die Muslime sich an die zwei von ihm hinterlassenen Kostbarkeiten, d.h. den Koran und die Ahl-e Beyt, halten. Nach der zuvor genannten Überlieferung, die nur in einigen sunnitischen Quellen vorkommt, heißt es vom Propheten, daß die Gläubigen sich an den Koran und die Tradition wenden sollen. Das Ergebnis eines Vergleiches ist offensichtlich, nämlich die eine der beiden Kostbarkeiten ist der Koran und die andere Kostbarkeit, die Ahl-e Beyt oder die Tradition sind identisch. Das heißt der einzige Weg zur Tradition des Propheten und zum genauen Verstehen der Tradition ist die Hinwendung an die Ahl-e Beyt, die die engste Beziehung zum Propheten hatten, und mehr als die anderen über seine Worte und Handlungen (Tradition) wissen.

WER SIND DIE AHL-E BEYT DES PROPHETEN ?

In diesem Abschnitt soll genauer erklärt werden, wer die Ahl-e Beyt sind.


Wie zuvor schon des öfteren erwähnt wurde, soll man sich gemäß der verschiedenen Überlieferungen an die Ahl-e Beyt oder 'Etrat des Propheten wenden.

Unter den Muslimen gibt es keinen Zweifel über den hohen Rang der Ahl-e Beyt des Propheten. Aber wir sollen weiter forschen um zu verstehen, was Ahl-e Beyt oder 'Etrat eigentlich bedeutet und ob man alle Verwandten des Propheten zu den Ahl-e Beyt oder 'Etrat zählt, oder, ob es eine andere genauere Definition gibt. Alle Muslime glauben daran, daß die Prophetentocher Fatemeh (s.a.), ihr Ehemann bzw. der Schwiegersohn des Propheten, Imam Ali (a.s.) und ihre Söhne, d.h. Imam Hasan und Imam Hoseyn (a.s.), zur Ahl-e Beyt gehören. Die einzige Überlegung ist, ob die anderen Verwandten des Propheten auch zur Ahl-e Beyt gehören oder nicht. Und wenn es so ist, dann bis zu welchem Grad. Die sunnitischen Muslime glauben, daß alle Verwandten des Propheten zur Ahl-e Beyt gehören, mit Ausnahme derjenigen, die den Islam nicht angenommen haben, wie z.B. Abu Lahab, dem Onkel von Mohammad (s.a.a.s.), der ein großer Feind des Propheten war und auch im Koran verworfen und verflucht wurde. (Sure 111). Nach sunnitischer Meinung bezeichnet Ahl-e Beyt oder 'Etrat alle muslimischen Verwandten des Propheten.

Die schiitischen Muslime sind aber der Ansicht, daß die Ahl-e Beyt des Propheten Mitglieder der Prophetenfamilie sind, die einen starken Glauben und ein großes Wissen besitzen und sie aufgrunddessen neben dem Koran in dem Hadith Saqaleyn erwähnt werden konnten. Und wie im Hadith 'Safineh' und in anderen Ahadith erwähnt wurde, können sich die Gläubigen retten, wenn sie ihnen folgen.

Weiterhin glauben die Schiiten daran, daßder Prophet seine Ahl-e Beyt oder 'Etrat deutlich vorgestellt hat. Einige Ahadith vom Propheten, die in den wichtigen sunnitischen Quellen erwähnt wurden, sind folgende:


1.Moslem zitiert von A'yesche, einer der Prophetenfrauen:

Eines Tages verließ der Prophet das Haus, er trug einen wollenen Umhang (Aba). Da kam sein Enkel Hasan, der älteste Sohn von Ali (a.s.) zu ihm und der Prophet erlaubte ihm unter seinen Umhang zu kommen. Dann kam Hoseyn, der jüngere Bruder von Hasan, und ging auch unter den Umhang. Dann kam Hadrat-e Fatemeh (s.a.) und ging auch unter den wollenen Umhang. Nach kurzer Zeit kam Hadrat-e Ali (s.a.), und auch er ging zu den anderen unter den Umhang, sodaß dieser sie alle umfaßte. Da rezitierte der Prophet aus Sure 33/ aus Vers 33:" Gott will die Unreinheit von Euch entfernen, ihr Leute des Hauses (Ahl-e Beyt), und Euch wirklich rein machen.

2.    Moslem zitiert von Sa'd Ibn-Abi Waqa?, daß er auf die von Mo'awiyeh gestellte Frage, warum er Ali nicht schimpfte, so antwortete:

" Ich erinnere mich an drei Aussagen des Propheten über Ali, die mir nicht erlauben, schlecht über ihn zu sprechen. Wenn auch nur eine dieser Aussagen des Propheten über mich gewesen wäre, wäre dies wertvoller für mich als ein rotes Kamel. Die erste dieser Aussagen machte der Prophet zu der Zeit, als er Medina verließ um in den Tabuk-Krieg zu ziehen und Ali in Medina hinterlassen hat. Ali (a.s.) war darüber sehr traurig und sagte: Hinterlassen sie mich in der Stadt mit den Frauen und Kindern?" Der Prophet antwortete: Bist Du nicht damit zufrieden, daß Du bei mir wie Aaron bei Moses bist, mit dem Unterschied, daß nach mir kein Prophet mehr kommen wird. Die zweite Aussage habe ich am Tag der Eroberung von Kheybar gehört. Der Prophet sagte: Bestimmt übergebe ich jemandem die Fahne des Islam, der Gott und seinen Propheten liebt, und ihn auch Gott und sein Prophet lieben. Wir hofften darauf, daß uns der Prophet die Fahne gäbe, aber


er sagte: Lassen Sie Ali (a.s.) zu mir kommen. Ali (a.s.), der unter Augenschmerzen litt, kam zu ihm. Der Prophet gab ihm die Fahne und sagte, Gott schenkte                                         uns den Sieg durch Alis Hand. Die dritte Aussage hörte ich, als dem Propheten der Vers Mobaheleh geoffenbart wurde. Da rief der Prophet Ali, Fatemeh, Hasan und Hoseyn (a.s.) zu sich und sagte: "O Gott, diese sind meine Ahl-e Beyt.

3. Emam Ahmad Ibn-Hanbal zitiert von Anas Ibn-Malek, daß als der Vers "Die Reinigung" (33:33) auf den Propheten herabgesandt wnrde, der Prophet in den kommenden sechs Monaten, jeden Morgen, wenn er zur Moschee zum Morgengebet ging, vor dem Haus von Ali (a.s.) und Fatemeh (s.a.) stehen blieb und rief: "Kommt zum Gebet meine Ahl-e Beyt!"

Es gibt auch andere Ahadith über die Bedeutung von Qorba' (nahe Verwandte), die im Koran verwendet worden ist. Z.B. verlangte der Prophet, entsprechend dem Koran, von den Leuten kein Entgeld für seine Mission, er forderte die Leute nur auf, daß sie seine Verwandten (Qorba') lieben. Und das sei fiir ihren eigenen Nutzen. Aber wer sind die Qorba'? Zamachschari, der berühmte sunnitische Gelehrte und Kommentator sagte: " Als dieser Vers herabgesandt wurde, fragte man den Propheten, wer die Qorba' sind, die die Muslime lieben sollen. Der Prophet antwortete:' Ali, Fatemeh und ihre beiden Söhne.

Quelle:

Der schiitische Islam